Behind the Scene: Matthias Krebs, Gründer des DigiEnsemble

23.05.2012 16:00
Anika Kehrer

Matthias Krebs ist Wissenschaftler an der Universität der Künste Berlin und hat neben Physik (TU-Berlin) auch Operngesang (UdK Berlin) studiert. Er versteht sich hauptsächlich als Musikpädagoge und schreibt zum Thema "Musikmachen mit mobilen Endgeräte" seine Dissertation. Seine weiteren Schwerpunkte sind Musikmachen im Social Web, Netzkommunikation und Medienwandel. Außerdem leitet er den Zertifikatskurs "DigiMediaL - Strategisches Musikmarketing im Internet" am Berlin Carrier Collage der Universität der Künste Berlin.

Matthias Krebs. Foto: Privat

Matthias, wie entsteht so etwas wie das DigiEnsemble?

Aus meiner Begeisterung für Medien und Musik hatte ich mir sofort ein iPad zugelegt - obwohl ich bis heute kein regulärer Apple-User bin. Nach den ersten Versuchen mit Musik-Apps entschloss ich mich, die Sache genauer zu untersuchen, und gründete im Rahmen von DigiMediaL_musik im Oktober 2010 eine Projektgruppe. Idee war, mit professionellen Musikern aus unterschiedlichen musikalischen Hintergründen (Kirchenmusik, Querflöte, Rochgitarre, Chorleitung, Schlagzeug, Operngesang etc.) zu erproben, ob und wie im gemeinsamen Spiel mit Smartphones und Tablets musiziert werden kann.

Dabei spielt bis heute die Technik als solche eine stark untergeordnete Rolle - es geht eher um musikalischen Ausdruck, musikalische Interaktion und die Suche nach einer originären "Appmusik". Um überhaupt Spieltechniken zu erlernen, gingen wir von Musik aus, die wir von herkömmlichen Instrumenten kennen. Die Grenze des Machbaren wird dabei immer weiter verschoben und die Stücke wurden immer musikalischer. 

Unsere Ansätze demonstrieren wir bewusst in einer Reihe von Videos im Internet, die zum Mitmachen anregen sollen. Dies betrifft insbesondere Eigenkompositionen im klassischen Stil sowie Coversong aus verschiedenen Popstilen. Nicht so gut darstellen können wir in Videos aber die Formen von neuartiger Appmusik. Hier spielen Formen der Räumlichkeit, Flexibilität, Controller und Klangfarben eine große Rolle.

Aus dem Zertifikatskurs DigiMediaL_musik standen mir 10 iPod Touch zur Verfügung: Diese waren unser erstes Instrumentarium. Seit Oktober 2010 haben etwa 20 Musiker und Musikerinnen bei dem Projekt mitgemacht. Einige haben auch nach ein paar Treffen mehr oder weniger frustriert "aufgegeben". Seit November 2011 hat sich daraus offiziell das "DigiEnsemble Berlin" gegründet, das seitdem eine Reihe großer Auftritte bestritten hat, beispielsweise beim Neujahrskonzert des MDR gemeinsam mit dem Sinfonieorchester in Leipzig, oder zur Eröffnungsgala der German Weeks 2012 in Kairo

Wie laufen Eure Proben ab?

Zehn Musizierende des DigiEnsembles treffen sich regelmäßig und diskutieren, konzipieren und proben. Da die Musiker aus so unterschiedlichen Kontexten kommen, sind die Treffen immer sehr aufregend. Wir probieren neue Apps aus, erproben neue Spielarten und schließen neue Geräte an. Noten werden verteilt oder Musikstücke angehört, um sie dann nachzuspielen. Wir versuchen, alles musikalisch möglich zu machen, und sind stets auf der Suche nach etwas Neuem. 

Warum benutzt Ihr nur i-Produkte?

Dass wir hauptsächlich Geräte von Apple nutzen, hat keinen ideologischen Grund. Es hat damit zu tun, dass es für iOS über 12.000 Musik-Apps im App Store gibt. Davon nutzen wir die 800 besten Apps. Bei uns werden keine Apps selbst programmiert. Wir suchen immer Mittel und Wege, aus den verfügbaren Apps das Maximum herauszuholen. Häufig nutzen wir die Musik-Apps auch für etwas anders, als vielleicht von den Programmierern gedacht. Wöchentlich erscheinen einige neue Apps, die wir in unser Instrumentarium integrieren, und es gibt Updates mit neuen Funktionen, die wir häufig gut einsetzen können.

Ich beobachte aber auch die anderen Betriebssysteme sehr genau, und wir machen regelmäßig Versuche. Zuletzt sind für Android einige interessante Apps herausgekommen, aber die fehlende Echtzeitfähigkeit erschwert das Musizieren. Perspektivisch denke ich eher plattformübergriefend. Was mich interessiert, ist ein multisensorialer Controller, mit dem ich differenziert Musik spielen, also Ausdruck gestalten kann. Auf eine Marke will ich mich nicht festlegen.

Hast Du persönlich einen Bezug zu Linux?

Leider eher weniger. Ich hatte letztes Jahr eine studentische Hilfskraft damit betraut, mal die Möglichkeiten zu erforschen. Die Ergebnisse entsprachen nicht meinen Erwartungen an professionelle Musik-Software. Besonderes Manko war die fehlende Unterstützung der Hardware wie Soundkarten und Controller. Außerdem wurden von den Musikprogrammen nur wenige Plug Ins und Effektgeräte unterstützt. 

Der wievielte Auftritt ist Euer Auftritt auf der LinuxNacht?

Der Auftritt bei der LinuxNacht ist etwa der zehnte große Auftritt. Insgesamt haben wir fast 20 Auftritte mit mobilen Endgeräten gespielt.

Das DigiEnsemble hat diese Webseite, und Matthias Krebs' persönliche Homepage ist diese. Die LinuxNacht, zu der wir das DigiEnsemble eingeladen haben, findet am Abend des 24. Mai im Umspannwerk Berlin-Kreuzberg statt.


Kategorie: Homepage, Presse